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Zoaln – Die Kunst des Körbe-Flechtens

Beitrag vom Zoaln – Die Kunst des Körbe-Flechtens

Am Biohof der Familie Frühwald vulgo Hechal sieht man dieser Tage wie so oft Seniorbauer Johann beim Körbe flechten „Körbeln“ oder „zoaln“ sitzen. Der Winter ist ideal dafür. Die Äste sind feucht über den Mostfässern im Keller gelagert, ein warmes Feuer brennt im Kamin und die Hände ruhen von der Feldarbeit. Wobei ruhen hier doch nicht das richtige Wort ist, denn gerade die Hände haben hier richtig viel zu tun.

Mit ein bisschen Nachdenken könnte jedem einfallen, welche historischen Wurzeln dieses Brauchtum hat. So datierten die ersten geflochtenen Körbe nicht im Mittelalter, sondern wesentlich früher, schon in der Zeit der Babylonier, erklärt mir Johann. Augenscheinlich erinnert er an die Geschichte von Mose, der in einem geflochtenen Körbchen am Nil ausgesetzt wurde. So war der Korb schon damals ein universell hergestellter Gegenstand. Leicht, stabil und beständig. Noch früher, nämlich in der Steinzeit, wurden schon Wind- und Wetterschutzwände aus geflochtenen Ästen hergestellt. Ein Handwerk, das uns Menschen also seit tausenden Jahren schon begleitet und in der heutigen Zeit wohl vollkommen zurecht als „Zero Waste“ oder „Upcycling-Produkt“ bezeichnet werden kann.

Aber wie ist Johann eigentlich zu diesem Brauchtum gekommen? Sein Onkel Lois lernte ihm schon als Kind das Körbe flechten. Mit 15 Jahren schickte ihm sein Vater zum Auer Sepp. Der war von Beruf Korbflechter und zeigte Johann damals wie man die Körbe schön gleichmäßig flochte und welches Material sich besonders gut dafür eignete. Das Flechten fand in den Winterstunden meist bei Kerzenschein statt. 

Heute wie damals werden am liebsten Esche und Haselstrauch verwendet. Bei schönem Wetter ging man an den Waldesrand und holte schön gleich gewachsenes Eschenholz und Haselstangen. Das Eschenholz dient als Gerippe und die 3- bis 5-jährige Haselstangen als „Schosse“, als Flechtwerk. Dabei muss die Rinde abgezogen werden, weshalb man diese Arbeit meistens im Stall macht. Hier ist es durch die Wärme der Kühe gerade warm genug, das Flechten der Körbe findet dann in der Stube statt. 

Die Form der Körbe kann je nach Belieben oval, eckig oder rund sein, gerade, wie man ihn halt braucht. Das gesamte Holz muss nass sein, sonst gelingt das Flechten nicht. Die Haselstangen werden über das Knie gebogen. Von daher kommt auch der Ausdruck „Über das Knie biegen/brechen“. Mit einem Eschenholzstück biegt man zuerst einen ovalen Kreis, der dann auch zum Tragegriff wird. Dieser wird nun auf ein Bodenbrett genagelt. In gleichmäßigem Abstand werden ebenfalls Eschenholzstäbe darauf genagelt, um die herum dann die „Zoalinge“, die Haselstangen, geflochten werden. Der älteste Korb, der am Hof noch in Einsatz ist stammt schon von Johanns Großvater aus dem Jahr 1913.

Bei uns im Mostviertel ist die Zoa nach wie vor sehr beliebt bei der Obsternte. Durch die oft ovale Form der Zoa kann das Obst möglichst schonend transportiert werden, bleibt dabei automatisch auch von unten belüftet, kleine Käferl können gut weider herausklettern. Wer noch keinen zu Hause hat, wird sicher bei der tollen Auswahl oben am Berg beim Hechal fündig. Und kann im Bio-Hofladen selbigen Korb auch gleich ideal befüllen.