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Wie alles begann – 20 Jahre Mostbarone!

Beitrag vom Wie alles begann – 20 Jahre Mostbarone!

Wie alles begann – 20 Jahre Mostbarone

Nur wenige Branchennetzwerke gibt es, nur wenige Winzervereinigungen etwa, die jahrzehntelang dynamisch an der Entwicklung ihrer Themen arbeiten. Die Mostbarone sind für viele ein Vorbild geworden. Wie verlief die Entwicklung dieser Gruppe?

Die erste 12er Tafelrunde

 Im Jahr 2003 fand sich die erste Tafelrunde von 12 Most-Betrieben zusammen, um die Zukunft gemeinsam noch besser zu gestalten, die Mostbirnen und die uralten Bäume noch besser fördern zu können. Voller Mut, Freude und Tatendrang. Aus der Mostgalerie Stift Ardagger, dem Mostviertler Leuchtturm-Projekt der 90er Jahre heraus kam die Initiative. Hier hatte man eine neue Heimat für die neue Mostkultur geschaffen und einen geistigen Überbau. Nun sollte die Idee auf Betriebsebene weiter getragen werden, sich so verdichten und multiplizieren. Es war eine Most-Revolution gestartet. Die Mostbarone nahmen den neuen Geist auf, und verleihen der Idee jetzt schon über 20 Jahre Feuer und Strahlkraft.

Wer waren nun die ersten 12 Mostbarone?

Der damalige Obmann der Mostgalerie, Toni Distelberger war wohl vorne mit dabei, aber natürlich nicht alleine! Sepp Zeiner aus Obereillern, Helmut Baumgartner aus Eisenreichdornach, Bert Wieser aus Randegg, die Mostland Genossenschaft aus Zeillern, Franz Pfeiffer aus Seitenstetten, Manfred Zeilinger und Johann Hochholzer aus Euratsfeld, Karl Hauer aus Hauersdorf, Josef Moderbacher aus Obergrafendorf, Hans Hiebl aus Stadt Haag und Ferdinand Jandl von der Stiftstaverne in Ardagger Stift.

In welchem Umfeld wurden die Mostbarone gegründet?

Es war eine düstere Zeit für den Most im Mostviertel vorausgegangen. In diesem Landstrich, der den Namen des Getränkes trägt, weil es einst „die Vierkanthöfe gebaut hat“, war es Anfang der 1990er Jahre gesetzlich nicht mehr erlaubt „Most“ zu sagen. Nur noch „Obstwein“ war erlaubt, niemand verwendete aber dieses Wort gerne, das für die Mostviertler fremd und ungewohnt klang. Die Jahrhunderte alte Bezeichnung war abgeschafft. Man dachte wohl, die Zeit sei endgültig vorbei.

In dieser Zeit, als sich nur ein paar Einzelkämpfer um die Mostkultur bemühten, gründete man zunächst den Verein „Die Mostgalerie“ mit dem Sitz und einem tollen Verkostungskeller in der Taverne Stift Ardagger. Die Bezirkshauptmannschaft Amstetten und der Kulturverein Stift Ardagger waren federführend, begleitend spielten die Beratunsfirma Agrar Plus, die Dorferneuerung und das Regionalmanagement Mostviertel eine wichtige Rolle. Toni Distelberger war Obmann bis in die 2000er Jahre, Monika Zarl Kassierin. Die beiden übernahmen eine persönliche Haftung von ÖS 1.200.000,-, um das Projekt ins Leben zu bringen. Die Original Mostflasche wurde neu geschaffen, man gab dem Most gemeinsam Stil und Würde – und eine neue Wertigkeit mit einem neuen Preis: anstatt der damals üblichen 4 bis 8 Schilling kostete ein Liter Most der besten Qualität, abgefüllt in der neuen Mostflasche in der Mostgalerie 42 Schilling.

Vielen Menschen machte das Mut! Interessierte Betriebe entwickelten sich in diese Richtung, der Verein „Neue alte Obstsorten“ entstand neben anderen Projekten und es war eine Aufbruchstimmung da.

Was waren die wichtigsten Highlights die zur Gründung der Mostbarone führten?

  • Im Rahmen der Landesausstellung 1988 in Seitenstetten wurde Most erstmals in einer Begleitausstellung wieder zukunftsweisend thematisiert, es wurden die ersten „Moststraßen“-Schilder aufgestellt.
  • Am 20.1. 1990 fand bei der Familie Litzellachner in Kematen die erste Mosttaufe statt, seither jährlich organisiert durch den Obstbauverbandes Mostviertel.
  • Am 1.5.1993 eröffnete Landeshauptmann Erwin Pröll die Mostgalerie in Stift Ardagger als ständig zugängliches Präsentationszentrum, als Kompetenzzentrum und touristisches „Tor zum Mostviertel“
  • Bei der Landesausstellung „1000 Jahre Ostarrichi“ im Jahr 1996 in Neuhofen an der Ybbs spielte Most im Begleitprogramm eine große Rolle. Auf breiter Basis wurde Most in der Gastronomie thematisiert und viele Gäste besuchten die Mostheurigen.
  • Im Jahr 2000 feierten wir im Mostviertel den ersten „Tag des Mostes“ mit vielen regionalen Festen und Aktionen – immer am letzten Aprilsonntag, seit 2023 am vorletzten Aprilsonntag.
  • Am 15.11.2000 fand am GenussBauernhof Distelberger die erste Jungmostpräsentation in Österreich statt. Präsentiert wurde der „Gödnmost“. Paten waren der Schauspieler Götz Kaufmann und LR a.d. Franz Blochberger. Die nächsten Jungmostpräsentationen waren bei Familie Zeiner, in der Stiftstaverne Ardagger und am Panoramastüberl Hochkogelberg. Es kam die Marke „Jungspund“ als Jungmost-Marke dazu. (Der Obstbauverband Mostviertel organisiert dann über viele Jahre hinweg Jungmostpräsentationen, das Land NÖ organisiert eine Reihe sehr großer Jungmostfeste in Zeillern, Amstetten, Melk, Wolfpassing und Wieselburg. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen zum selben Thema ist im Mostviertel oft besonders gut gelungen und bringt uns entscheidend weiter.)
  • Anfang der 2000er Jahre haben wir die Routenführung der Moststraße durch Erweiterung und Neuinterpretation in die heutige Form gebracht. Es wurde der Verein Moststraße mit Betrieben und Kommunen als Mitglieder gegründet und bald mit dem Leader-Regionalentwicklungsverband fusioniert – das alles unter Federführung des Regionalmanagements Mostviertel.
  • Am 9. April 2003 hat schließlich LR Josef Plank als „Patron der Mostbarone“ die ersten zwölf Mostbaron-Betriebe angelobt, und zwar beim Hansbauer (Mostheuriger Fam. Hans Hiebl) in Stadt Haag. Mit ins Leben gerufen wurde der großkrempige Hut als weithin sichtbares Zeichen des Mostbarons, so wie wir ihn heute noch kennen und der Mostbaron-Taler als eigene Währung.

Woher kommt der Name „Mostbaron“?

Die Bezeichnung „Mostbaron“ war bereits im Volk vorhanden. So wie man von „Schotterbaronen“ sprach, war es auch üblich, von den „Mostbaronen“ zu sprechen, wenn z.B. ein paar Mostbauern beisammen standen – mit einem Lächeln und einen kleinen Augenzwinkern. ???? Die Gruppe übernahm diesen Ehrentitel aus dem Volk heraus.

Wann gab es die erste Mostwallfahrt?

Am 12.2.2004 führte die erste Mostwallfahrt vom Gafringwirt zum Aigen-Kirchlein in Euratsfeld. Bis heute führen die Mostbarone diese öffentliche Wallfahrt aller Freunde des Mostes und des Mostviertels an. Es wird ein Bitt- und Dankgottesdienst abgehalten, das Versprechen der Mostbarone erneuert und ein Fest gefeiert. Mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020 haben wir jedes Jahr eine Mostwallfahrt an einem anderen Ort abgehalten. Der jeweilige Primus richtet die Wallfahrt aus. Zuletzt wurde statt dem zeitigen Frühjahrstermin ein Termin im Sommer gewählt. 2023 findet die 19. Mostwallfahrt im Juli  im Hause Distelberger statt.

Seit wann wird ein Primus gewählt?

Am Anfang war die Gruppe lose organisiert, im Jahr 2005 gab eine Exkursion zu den steirischen Apfelmännern den Ausschlag, jährlich einen neuen Vorsitzenden zu wählen. Der Primus des vorangegangenen Jahres wird zum Stellvertreter, der darauffolgende ebenfalls. Es steht also immer ein Dreierteam vor, das die Gruppe organisiert und nach außen vertritt. Die Abfolge der Mostbarone als Primus: Toni Distelberger (2005), Hans Hiebl (2006), Josef Farthofer (2007), Johann Hochholzer (2008), Johann Frühwald (2009), Karl Hauer (2010), Leopold Reikersdorfer (sen.) (2011), Engelbert Wieser (2012), Josef Zeiner (2013), Josef Moderbacher (2014), Johannes Zarl (2015), Bernhard Datzberger (2016), Johannes Scheiblauer (2017), Michael Oberaigner (2018), Manfred Zeilinger (2019), Johannes Scheiblauer (2020), Josef Zeiner (2021), Leopold Reikersdorfer jun. (2022), Toni Distelberger (2023).

Aktuell haben wir vereinbart, dass jeweils ein „alter“ Mostbaron und ein „junger“ in der Primus-Folge abwechseln. Für 2024 ist bereits Augustin Frühwald gewählt.

2006 wurde übrigens Toni Distelberger zum Ehrenprimus ernannt – für seine Verdienste in der Entstehung der Gemeinschaft und die Stärkung des Zusammenhalts.

Sind es immer noch 12 Mostbaron-Betriebe? Wir war hier die Entwicklung?

Es sind einige besonders engagierte Betriebe dazu gekommen, 2023 sind wir 15 Mostbarone. Unter besonderen Umständen kann man auch aus der Tafelrunde auszuscheiden, wenn sich etwa der Betrieb verändert.

Ein besonderer Tag war sicher der 29.6. 2005, als Patron LR Josef Plank bei der Familie Reikersdorfer eine größere Zahl neuer Mostbarone angelobte und zwar die Familien Reikersdorfer aus Neuhofen/Ybbs, Datzberger=Seppelbauer aus Amstetten, Georg Hiebl aus Stadt Haag, Binder=Steinerne Birne aus St. Johann/Engstetten, Frühwald aus Reinsberg, Zarl=Lieglhof aus Amstetten und Farthofer=Mostelleria aus Öhling.

An diesem Tag wurde auch die Tracht der Mostbarone (Mostviertel Anzug, dazu ein Gilet aus dem speziell gewebten Birnenmusterstoff) zum bereits vorhandenen Hut erstmals gemeinsam getragen. Diese Tracht war verbindendes Element bis 2023. In diesem Jahr wird die neue Kleidung vorgestellt, die etwas individueller ist. Der Birnenmusterstoff wird in einigen Elementen wieder verwendet, der Hut bleibt unverändert als wichtigstes Zeichen.

2007 wird Familie Engelbert Wieser aus Randegg als Produktionsbetrieb in Randegg neu angelobt (Engelbert Wieser persönlich stand bisher schon in der Runde für das Panoramastüberl am Hochkogelberg, das weiter Mitglied bleibt), 2010 Familie Johannes Scheiblauer für das Hotel Kothmühle, 2014 Fam. Wurzenberger aus Oberndorf, 2017 Fam. Scheiblauer mit dem Schloss Eisenstraße als zweitem Betrieb, 2021 Fam. Wurzenberger und 2022 der Mostlandhof in Purgstall.

Wir freuen uns auf viele weitere Jahre in der Gemeinschaft der Mostbarone!

Ein Hoch auf die Birne!

Hoch lebe die Mostkultur!