Primus Leopold Reikersdorfer im Interview?
Beitrag vom 20.03.2022Primus Leopold Reikersdorfer
Frischen Wind bringt unser Leopold als diesjähriger Primus in die Gruppe der Mostbarone. Wir blicken hinter die Kulissen des langjährigen Fußballkapitäns, Spartan-Racers und Biodiversitätspionier
Lieber Poldi, am Weg zu euch in die Greinöd muss man entweder gute Wadln beim Radfahren oder Wandern zeigen oder ein Auto mit etwas mehr PS haben. Was macht die Greinöd für dich aus?
Ja, da stimme ich dir zu. Und du musst dir vorstellen, wie das als Jugendlicher war, wenn man in Amstetten fortging und dann noch in der Nacht irgendwie nach Hause kommen musste. Gar nicht so leicht. Aber jetzt schätze ich die Ruhe hier oben sehr. Und als Mostbaron die windgeschützte Lage mit genügend Niederschlag, der unsere Obstbäume wunderbar auf dem lehmigen Boden gedeihen lässt.
Hier wuchsen wahrscheinlich schon seit du denken kannst Birnbäume?
Ja, wir haben hier sogar 70-80 Birnbaumriesen noch aus der Zeit von Kaiserin Maria Theresia. Und auch in den letzten Jahren haben wir über 150 neue Bäume mit Baumpatenschaften gesetzt.
Werden die alten, kranken Bäume dann gefällt?
Nein. Erst vor kurzem haben wir die Biodiversität in unseren Streuobstwiesen messen lassen. Dabei wurde für 2 Wochen ein Vogelstimmmessgerät aufgehängt. Man fotografiert hier somit nicht die Arten, sondern ein Ornithologe hört, welche Vögel hier leben. Weiters wurde festgestellt, dass eine mittlerweile ganz seltene Käferart, der Juchtenkäfer, bei uns lebt. Und über 15 verschiedene Fledermausarten. Wir lassen deshalb auch tote Bäume stehen und schneiden nur die Krone, damit nichts passieren kann. Auf diese Art finden sehr viele seltene Arten bei uns Zuflucht.
Was findet man noch bei euch am Hof?
Wir haben 20 Mastrinder, deren Fleisch wir bei uns im Heurigen servieren. Die große Spezialität sind hier vor allem auch Gerichte mit unseren selbst gemachten Essigen. Wir machen über 12 verschiedene Essigsorten aus Birne und Apfel, unter anderem mit Bärlauch, Chili, Himbeeren oder Gartenkräutern verfeinert.
Eine weitere Spezialität ist unser Dörrobst und Bio-Dörrgemüse.
Ja, ich kenne eure Apfelchips und frage mich immer, wie ihr die so knusprig hinbekommt.
Das freut mich. Da verrät dir meine Frau Michaela gerne ihre Tipps und Tricks!
Was sind deine Pläne als Primus?
In den vergangenen Jahren konnte vieles, was wir uns vorgenommen haben, nicht umgesetzt werden. So wollen wir zum Beispiel Schülerinnen und Schülern die Bedeutung der Birnbäume für unsere Region näher bringen und unsere Produkte über einen gemeinsamen Online-Shop noch mehr Menschen zugänglich machen.
Ist die Primus-Kette sehr schwer?
Nein, das würde ich jetzt nicht behaupten. Aber die neue Verantwortung spüre ich schon auf meinen Schultern.
Da ist deine Erfahrung als langjähriger Kapitän des SKU Amstettens sicher sehr hilfreich.
Ja, es freut mich auch sehr, dass meine Tochter Katharina selbst schon im U17 Frauen Nationalteam gespielt hat. Zusammenhalt ist auf dem Fußballfeld, aber natürlich auch generell im Leben sehr wichtig. Als Team erreicht man einfach mehr.
Deine Spartan-Races, bei denen du sehr erfolgreich warst, müssen jetzt wahrscheinlich etwas warten?
Als Primus kommt man schon viel herum. Das wird bestimmt ein ereignisreiches Jahr. Ich freue mich schon darauf!