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Die ungeahnten Schätze der Streuobstwiese

Beitrag vom Die ungeahnten Schätze der Streuobstwiese

Bei einem gemütlichen Spaziergang durch das Mostviertel zeigt sich rasch, dass ganz gleich ob rund um Amstetten, Oberndorf oder auch im Pielachtal, eines immer ähnlich ist. Ein verbindendes Merkmal lässt sich in jeder Ecke des Mostviertels finden – die Streuobstwiese. Der Birnbaum, der Most, die Vierkanter und die Weiten der Streuobstwiesen stehen charakteristisch für das Mostviertel wie das Schnitzel für Österreich. Zu jeder Jahreszeit ein absolutes Highlight – die Blüte, die Früchte und die Ernte.

Die traditionellen Streuobstwiesen prägen die Mostviertler Kulturlandschaft. Mostbirnen und Wirtschaftsäpfel treten hier bei uns im Mostviertel in einer überwältigenden Vielfalt auf: Die Mostbirnen sind eine einzigartige Ressource, die es nirgendwo auf dieser Welt in einer solchen Vielfältigkeit wie bei uns gibt. Ganz zu schweigen von der prachtvollen Kulisse, welche die Obstbäume mit ihrer weißen Blüte gegen Mitte April bilden.

Oftmals ist das Wissen um die Sorten der traditionellen Streuobstwiesen sehr regional und droht verloren zu gehen. Umso schöner, dass dieses wertvolle Kulturgut in Form eines Buches wissenschaftlich festgehalten wurde. 248 Sorten werden in dem Buch „Äpfel & Birnen – Schätze der Streuobstwiesen“ beschrieben.

Nun was macht die Streuobstwiese so besonders?

Die Streuobstwiese ist der Potenzialträger schlechthin im Mostviertel. Sie trägt mit ihrer Sortenvielfalt maßgeblich zur Erhaltung der Biodiversität bei. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die Streuobstwiese eine jahrhundertelange Tradition, mit unzähligen Höhen und Tiefen erlebt hat. Auf Phasen des beträchtlichen Aufschwungs, wie zB. Ende des 19. Jahrhunderts folgten Zeiten des Rückgangs der Most- und Obstproduktion. Große Auswirkungen hatte unter anderem die Nachkriegszeit, als zur großflächigen Obstbaumrodung und damit zur gesellschaftlichen Entwertung des bäuerlichen Obstbaus aufgerufen wurde. Dadurch ging wertvolles Wissen zum Hochstamm-Obstbau, zur Obstbaumpflege, zum Sortenkenntnis sowie zur Obstbewirtschaftung verloren. Um diesen Entwicklungen entgegen zu wirken, widmen sich Pomologen und Pomologinnen den unterschiedlichen, vielzähligen Obstsorten und –Raritäten. Im Buch „Äpfel und Birnen – Schätze der Streuobstwiese“ wurden 248 verschiedenen Apfel- und Birnensorten von den beiden Pomologinnen Gerlinde Handlechner und Martina Schmidthaler in Kooperation mit der LEADER Region Moststraße bestimmt, beschrieben und somit für weitere Generationen festgehalten.

Von Gravensteiner, Ontario, Topaz oder Kleiner Landlbirne

Bei Streuobstwiesen handelt es sich um naturschutzfachlich und ökologisch sehr hochwertige Flächen. Viele seltene und gefährdete Pflanzen- und Tierarten finden in diesen naturnahen Refugien geeignete Lebensbedingungen vor. Das Mostviertel ist so etwas wie das Schlaraffenland der Pomologen und Pomologinnen. Man geht alleine bei den Mostbirnbäumen im Mostviertel von rund 300.000 aus, die mehrere hundert verschiedene Sorten tragen. Anhand von äußeren Merkmalen der Früchte wie Farbe, Reifezeit, Form, Stiel, Kelch, innerer Merkmale wie Kerngehäuse und Fruchtfleisch sowie des Geschmacks wurden die Birnen und Äpfel bestimmt.

Und dann tauchten im Rahmen des Projekts auch tatsächlich vorher noch völlig unbekannten Sorten, wie etwa die Graukelbirne, eine früh reifende Dörrbirne aus Kollmitzberg und Ardagger Stift auf. Oder auch die Simmentaler Mostbirne, eine sehr große, spät reifende Mostbirne aus dem Pielachtal. Auch in Sachen verloren geglaubter Sorten wurden die beiden Pomologinnen fündig. Die haben insbesondere in höheren Lagen rund um Gresten und Reinsberg überlebt, wo viele alte Obstbäume und Sorten erhalten geblieben sind und dort nur mehr kleinräumig auftreten. Zwei der überraschenden Wiederentdeckungen sind die Schleichers Mostbirne und die Lange Wasserbirne.

Das pomologische Werk „Äpfel und Birnen - Schätze der Streuobstwiese“ soll Interessierten die Bestimmung von Äpfeln und Birnen ermöglicht werden. Vielleicht taucht dabei ja auch die eine oder andere verschollen geglaubte Mostbirnen- oder Apfelsorte wieder auf und kann für die Zukunft erhalten bleiben.

Das Buch ist natürlich im Mostbaron-Onlineshop erhältlich: https://shop.mostbarone.at/de-AT/verein-der-mostbarone/aepfel-birnen-schaetze-der-streuobstwiesen

Viel Spaß beim Schmökern und Bestimmen  :-) 

 

Fotos: © Moststraße