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Apfel, Nuss und Kletzenbirn

Beitrag vom Apfel, Nuss und Kletzenbirn

 

Einige unserer Mostbarone produzieren nicht nur edlen Most, sondern sind auch sehr musikalisch und hervorragende Sänger. So stimmen Toni Distelberger und Karl Hauer in gemütlicher Runde gerne ein fröhliches Lied an. Auch ich bin in einer sehr musikalischen Familie aufgewachsen in der immer gerne gesungen wurde. Im Herbst, wenn sich der Nebel wie eine Decke über die Hügel des Mostviertels legt, sich die Äste der mächtigen Birnbaumriesen vor saftig-süßen Birnen biegen und die Ernte im vollen Gange ist, fällt mir immer folgendes Lied ein:
 

Es war a Nuss einmal auf einem Bamerl,

in einem Apfel war sie heiß verliabt.

Sie war a justament koa schiaches Rahmerl,

doch der Apfel hat sie tief betrübt.

Was nutzt der Nuss ihr heißes Schmachten?

Der Apfel treibt mit ihr nur seinen Scherz:

Nach einer Kaiserbirn da tat er tracht`n,

doch die verschmäht sein armes Apfelherz.

 

Der Herbst ist da, das Obst wird abgenommen,

jetzt passt´s guat auf, was mit die drei ist g´scheh´n –

Sie san mitanaund ins selbe Schafferl kumman,

zu einer dicken, bladen Öbstlerin.

A Bauer nimmt sein Pfeif´nstiera

Und bohrt der Nuss ganz tief ins Herz hinein,

Dann hat er´s gfress´n ohne an Genierer,

am Mist die Schöla gschmissn ganz gemein.

 

Der Apfel kam zu einem feinen Hause,

auf einem Teller trug man ihn zum Schmaus.

Das gnäd´ge Fräulein nahm ihn sich zur Jause,

und zog ihn gleich das rote Manterl aus.

Dann hat sie ihn sogar gebissen,

er war so blass so bleich als wie die Wand.

Doch dann verging er ganz vor heißen Küssen,

und nur der Stängel blieb ihr in der Hand.

 

Drum ihr Mädchen sollt euch nicht lang zieren,

wenn junge, hübsche Männer euch verführ´n,

denn sonst könnt´s euch grad noch so ergehen,

wie es ergangen ist der Kaiserbirn:

Die is in haß´n Ofen kumman,

sie hat glaubt, sís aus mit ihr, sie is verlor´n.

Und wia man´s wiederum hat außag´numman,

da ist´s a oide, zache Kletzn wordn.

 

Zwar wird in diesem Lied über viel Liebesleid berichtet, mir persönlich aber, kommt sofort der Duft vom Herbst in den Sinn.

Da denke ich an den Geruch vom Holzofen, in dem die Zwetschken gedörrt und die Birnen zu Kletzen getrocknet werden. Besonders gut eignet sich die Rote Pichlbirne, die deshalb auch Kletzenbirne genannt wird. Wer liebt es nicht, das saftige Kletzenbrot mit Nüssen und Dörrzwetschken, an einem herbstlichen Tag? Doch Kletzen sind wahre Alleskönner, so eignen sie sich nicht nur zur Zubereitung süßer Köstlichkeiten, sondern lassen sich auch zu weiteren Spezialitäten veredeln. Beim Mostbaron Hauer bei Amstetten kann zum Beispiel ein ganz besonderer Kletzenbirnenbrand mit Kletzenbirnenstücken aus den Holzofen verkostet werden.

Im Lied wird auch vom Apfel gesungen. Das weckt in mir die Wanderlust. Doch anders als in der Strophe, vernasche ich meinen Apfel lieber an einem goldenen Oktobertag bei Sonnenschein in unserer schönen Landschaft mitten in der Natur. Gibt es etwas Genüsslicheres als beim Wandern eine Rast einzulegen und durstig in einen saftigen, süßen Apfel zu beißen? Das ist die beste Erfrischung und Stärkung für jeden Berg.

Herbst bedeutet natürlich auch Erntezeit.
Anders als im Lied, werden bei den Mostbaronen die Früchte des Mostviertels natürlich nicht ins selbe Schafferl zusammengeworfen.
Bei der Mostproduktion ist die Sortenreinheit besonders wichtig, um sortenvielfältige, hochwertige Produkte erzeugen zu können.
Das Birnenklauben ist eine äußerst mühsame Arbeit, wie ich jedes Jahr wieder am eigenen Rücken zu spüren bekomme. Zwar gibt es schon viele praktische Erntegeräte, die das Einsammeln der Birnen erheblich erleichtern. Trotzdem wird diese Arbeit bei uns von Hand erledigt, damit nur die besten und schönsten Birnen für unseren köstlichen Most gepresst werden.
Mit der Aussicht, dass der diesjährige Most dann wieder besonders erfrischend und fruchtig wird, nehme ich dann auch gerne den schmerzenden Rücken und schmutzige Knie in Kauf.

Wenn dann das Obst zu den Höfen gebracht, dort gepresst und weiterverarbeitet wird, duftet es nochmal lieblich nach süßem, fruchtigem Birnensaft. Es ist jedes Jahr wieder ein besonderer Genuss und ein ganz aufregendes Erlebnis diesen frischen Saft direkt bei der Presse zu verkosten.

Warum mir dieser Birnensaft besonders gut schmeckt? Weil ich dann weiß, dass es nur mehr wenige Wochen dauert, bis wir den frischen Jungmost verkosten können.

 

Autorin: Christine Pfligl

Fotos: (c) Moststraße