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Kennst du deine Birnen

Beitrag vom Kennst du deine Birnen

Die Sortenvielfalt der Mostbirnen ist überwältigend. Bei den Sortenbestimmungstagen wird einmal mehr Licht ins Dunkel bringen und die Schätze des Mostviertels nach und nach zu bergen.

Neuen alten Sorten auf der Spur
Martina Schmidthaler und Gerlinde Handlechner verbringen gerade viel Zeit gebeugt über unterschiedlichste Mostbirnen und Wirtschaftsäpfel. Die beiden sind Pomologinnen, also Expertinnen zum Thema Obstbaukunde und kennen sich bestens mit den verschiedenen Sorten und deren Bestimmung aus. Es sind Sortenbestimmungstag im Mostviertel und die beiden hoffen auf neue Mostbirnsorten zu stoßen. Unter den abgegebenen Äpfel und Birnen sind natürlich viele bekannte Sorten dabei, die mit dem geschulten Blick der Expertinnen schon von weitem identifizierbar sind. Am vergangenen Bestimmungstag hatten die beiden Erfolg und konnten neue, bisher unbekannte Sorten entdecken. Von geschätzten 400 Mostbirnsorten in Österreich sind nur rund 100 pomologisch beschrieben. Das wollen die beiden im Zuge eines Projektes der LEADER Region Tourismusverband Moststraße und des Obstbauverbandes Mostviertel ändern.

Ein sehr alter Schatz
Liest man ein bisschen genauer über die Mostbirnen nach, kann man leicht ins Staunen kommen. Bereits vor rund 6.000 bis 8.000 Jahren soll die Ur-Ahnin der Mostbirne – die Wild- oder auch Holzbirne genannt – vom Balkan in unsere Wälder gekommen sein. Aus dieser entwickelten sich viele verschiedene Sorten. Die bekanntesten sind zum Beispiel Speckbirne, Knollbirne, Dorschbirne, Grüne und Rote Pichelbirne und viele mehr. Ein Großteil aller Sorten soll im Mostviertel vorzufinden sein.

Sortenvielfalt und Most-Kreativität
Würden die vielen unbekannten Sorten verloren gehen, wäre das für die Biodiversität und die ökologische Vielfalt ein großer Verlust. Aber auch die Obstbauern, die aus den verschiedenen Früchten einzigartige Produkte schaffen, könnten nicht aus dieser großen Vielfalt schöpfen. Findige Mostbauern nutzen die Sortenvielfalt für einzigartige Produkte. So entstehen reinsortige Moste, wie zum Beispiel Speckbirnmost, Dorschbirnmost, Pichelbirnmost - jeder mit seiner eigenen Charakteristik. Aus diesen können wiederum ganz besondere Birnen-Cuvées entstehen, wie etwa die Mostbaron Gourmetmoste. Der Most-Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Jede Birne zählt
Bei den Sortenbestimmungstagen prüfen die Pomologinnen die Birnen und Äpfel auf charakteristische Merkmale. Sie zerschneiden teilweise auch das Obst um das Gehäuse untersuchen können. Natürlich wird daneben auch gekostet, etwa die milde Rote Pichelbirne, im Mostviertel auch als Kletzenbirne bekannt - roh oder gedörrt ein Genuss. In schweren Fällen muss das Bestimmungsbuch zu Rate gezogen werden um Details nachzugeschlagen und um die Äpfel und Birnen mit Gewissheit zu bestimmen. Damit die Chance neue Sorten zu finden steigt, sind die Expertinnen auf jede Mostviertlerin und jeden Mostviertler angewiesen, die das Obst zu einer der zehn Sammelzentren bringen können, um es bestimmen zu lassen. Unter www.gockl.at/sortenvielfalt sind alle Informationen zum Projekt aufrufbar.

Mit Birnhirn unterwegs
Wer es den Pomologinnen gleichtun und unterwegs Mostbirnbäume im Garten, neben einem Weg oder in der Streuobstwiese bestimmen möchte, bekommt übrigens ein neues, innovatives Tool in die Hand. Gerade jetzt im Herbst, zur Hochsaison der Ernte, kann man beim Wandern, Radfahren oder Spazieren in der herrlichen Mostviertler Landschaft einfach das Smartphone herausnehmen und unter www.birnhirn.at Bäume markieren und die Sorten anhand der Früchte bestimmen. Sortenbestimmung to go!

 

Links
Sortenvielfalt im Mostviertel - www.gockl.at
Birnhirn (über Smartphone) - www.birnhirn.at

 

Fotos: Tanzer/Moststraße