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Mostbarone von Helmut Scharner, der Versuch einer Buchkritik

Beitrag vom Mostbarone von Helmut Scharner, der Versuch einer Buchkritik

Der Primus des Jahres 2020 wird mit einer Mostflasche erschlagen, noch dazu in meiner Heimatgemeinde Neuhofen an der Ybbs. Lieber Helmut, hast du es etwa gar auf mich abgesehen? Wie gut, dass ich kein Mostproduzent bin, sondern als Hotelier die Produkte meiner Kollegen mit Leidenschaft verkaufe. Da muss ich vielleicht weniger fürchten, einer Mostflaschenattacke durch einen Kontrahenten zu erliegen.

Auch der nunmehr vierte Kriminalromans Helmut Scharners spielt in seiner Heimat Mostviertel. Es dreht sich alles um die Mostbarone, die mit ihrer Kraft und Energie dem Identitätsmerkmal des Mostviertels, dem Mostbirnbaum und seiner Mostkultur zu neuer Blüte verhelfen. Sie sind ein Kreis aus 17 Enthusiasten, die manchmal im Wettbewerb zu einander stehen, aber sich zu allererst in bester Freundschaft zur gemeinsamen Sache verschworen haben.

Dass nun der erste unter ihnen, primus inter pares, einer Mordattacke zum Opfer fällt, schafft einen gewissen Reiz, der von all den weniger schönen Charaktereigenschaften des Menschen als mögliches Mordmotiv genährt wird. Dass noch ein zweiter Mostbaron zu Tode kommt, erhöht die Spannung und lässt den Leser die Seiten im Nu verschlingen.

Besonders gefallen hat mir die Parallelgeschichte, in der der Autor wunderbar beschreibt, wie sich die Gattin des Kommissars Brandner mit ihren Töchtern abmüht, um einen gemeinsamen Urlaub möglich zu machen. Sehr gekonnt beschreibt er die Annäherung der pubertierenden Mädels an die einheimische Jugend. Dass sich dies alles rund um eine4-Sterne-Hotel des Mostviertels abspielt, hat mir schon ein gewisses Lächeln ins Gesicht gezaubert. Wie könnte es da anders sein, als dass die Chefin eine Mostbaronin ist?

Die Täterfrage bleibt bis zuletzt offen und löst sich in der Zusammenführung der Haupt- und Nebengeschichte am schönsten Aussichtspunkt des Mostviertels, der Basilika am Sonntagberg; oder, um es noch exakter zu sagen, an dessen geschichtsträchtigem Türkenbrunnen. Dass es hier nochmals ordentlich um Leben und Tod geht, versteht sich schon beinahe von selbst!

Der Kriminalrom ist sehr unterhaltsam, leicht zu lesen und ein absoluter 'Pageturner', mit einem Wort: wärmstens zu empfehlen! Dass es sich hierbei um eine wunderbare Werbung des Mostviertels und Mostbarone handelt, sei nur am Rande erwähnt.

Jetzt fehlt nur noch, dass der Roman verfilmt wird, mit Josef Hader in der Hauptrolle…