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Most und Brot - eine kongeniale Ergänzung

Beitrag vom Most und Brot - eine kongeniale Ergänzung

Im Gespräch macht Barbara van Melle dem Produkt Brot eine persönliche Liebeserklärung, deckt ihre Verbindungen ins Mostviertel auf und outet sich als Most-Fan. Nachdem Sie ihr Buch „Der Duft von frischem Brot“ veröffentlichte, rief sie das Brot-Festival „Kruste & Krume“ ins Leben. Als Highlight war heuer der „Salon des Mostes“, bei dem nationale und internationale Most-Produzenten vertreten sind, Teil des Festivals. Die Mostbarone präsentierten etwa ihre Gourmetmoste und den Baron Cider im Herzen der Bundeshauptstadt.

 

Frau van Melle, wie kommt man auf die Idee ein Brot-Festival zu veranstalten?
Bei den Recherchen für mein Buch habe ich viele Bäcker persönlich besucht. Ich wollte wissen, was seit der Industrialisierung mit dem Bäckerhandwerk passierte und wie die aktuelle Lage aussieht. Dabei erkannte ich, dass man irgendwas tun muss, um handgemachten und ursprünglichen Lebensmitteln wieder einen Wert zu geben. Ich wollte darauf in positiver Art und Weise aufmerksam machen und hatte die Idee zu „Kruste & Krume“.

Warum genau Brot?
Brot ist für mich das Grundnahrungsmittel schlechthin und kein Mensch kommt daran vorbei. Das was Menschen, die Urlaub im Ausland machen, am meisten fehlt ist unser gutes Brot.

Woher kommt Ihre Liebe zum Brot?
Am Brot wird für mich Vieles sichtbar: Menschen haben eine ganz tiefe Sehnsucht nach echten, ursprünglichen, authentischen Lebensmitteln. Brot ist für mich Heimat.

Wie haben Sie das diesjährige „Kruste & Krume“-Festival erlebt?
Das Interesse war enorm. Die Besucherzahl erhöhte sich von 5.000 im letzten auf 8.500 im heurigen Jahr. Obwohl wir von der Markthalle in den größeren Kursalon Hübner im Stadtpark wechselten, platzte die Location aus allen Nähten. Ich glaube die Menschen, die kommen, spüren: „Was ich da bekomme ist echt hochwertig“. Das traditionelle Bäckerhandwerk wieder ins Bewusstsein der Menschen zu rücken und den Mehrwert des Lebensmittels zu transportieren ist mir wichtig.

Wie kam es zur Verbindung von Most und Brot?
Die Idee ist an mich herangetragen worden und die Frage war, ob man kooperieren kann und die beiden Produkte zusammenpassen.

Wie war Ihre Reaktion?
Ich fand das auf Anhieb eine kongeniale Ergänzung. Die Anliegen in Bezug auf Most und Brot decken sich ja. In Europa hat man als Folge der Industrialisierung bereits 75 Prozent der Getreidesorten vergessen. Ähnlich war es beim Most, wo man jetzt wieder sehr bemüht ist die Sorten- und Artenvielfalt neu zu entdecken und die Dinge am Leben zu erhalten.

Most und Cider erleben im Moment eine Renaissance, die Qualität war noch nie so hoch wie jetzt. Was sind spontan Ihre Assoziationen mit Most?
Ich denke dabei sofort an blühende Bäume, die Moststraße, Wiesen, Sonne und Landschaft. Ich mag Most wahnsinnig gern und habe auch immer gern Cider getrunken. Most ist für mich ein sehr hochwertiges und komplexes Produkt, dem man in der Vergangenheit leider einen geringen Wert zugesprochen hat. Die Vielfalt des Geschmacks ist faszinierend. Außerdem ist mir persönlich die Rettung der Biodiversität ein großes Anliegen. Streuobstwiesen sind in Hinblick darauf ganz wichtige Lebensräume.

Die 20 Mostbarone haben einen Schwur abgelegt, die Mostkultur zu erhalten und weiterzuentwickeln. War Ihnen diese Gruppe vor „Kruste & Krume“ ein Begriff?
Ich bin durch den Salon des Mostes auf die Mostbarone gestoßen und habe sie als sehr nette, bodenständige und liebenswürdige Leute erlebt.

Waren Sie schon öfters im Mostviertel?
Ich bin sogar mit einem Mostviertler verheiratet und kenne die Gegend daher sehr gut. Durch die familiäre Verbindung bin ich oft im Mostviertel und gehe zum Beispiel gern in den Ötschergräben wandern. Ich finde die ganze Region irrsinnig schön und bin ein großer Fan der Moststraße.

Was verbinden Sie mit dem Mostviertel?
Die intakte Natur und die schöne Landschaft, Familie, wandern und die echte gelebte Vielfalt. Ich möchte unbedingt zur Birnbaumblüte, wenn die ganze Region bald wieder weiß erstrahlt, ins Mostviertel fahren.

 

Zur Person:

Barbara van Melle ist Moderatorin, Journalistin, Autorin und Unternehmerin. 1959 in Bruck an der Mur (Stmk) geboren, lebte sie anfangs in Graz und zog dann ins Burgenland, wo sie auch maturierte. Sie absolvierte in Wien die Studien Publizistik und Politikwissenschaften und lebt seither dort. Beim ORF moderierte sie Radio- und Fernsehsendungen, machte Filme und Dokus und wurde unter anderem bekannt als Moderatorin der Sendungen „Thema“ und „Schöner leben“. Seit über zehn Jahren arbeitet sie für Slow-Food Wien und beschäftigte sich dabei intensiv mit Landwirtschaft und Lebensmittel. Seit 2016 organisiert und moderiert sie das Brot-Festival „Kruste & Krume“.

 

Fotos: Tanzer/Moststraße